Samstag, 18. August 2007

Der Bright Angel Trail

Frohen Mutes begeben wir uns in Allerherrgottsfrühe an den Grand Canyon. Als verantwortungsbewußte Wanderer haben wir gelesen, dass man früh losgehen soll um nicht zwischen 9 - 14 Uhr wandern zu müssen, da das die Dangerzone ist. Zudem sind wir ausgerüstet mit Salzbrezeln, um den Elektrolythaushalt wieder herzustellen, wenn man viel schwitzt und trinkt. Wir haben auch Regenjacken, eine Schutzdecke, Sonnencreme, Hüte und natürlich gute Wanderschuhe. Alles bereit für einen Abstieg in die Wildnis.


(Ist er nicht schön, der Canyon ohne Touris auf Mulis?)

Vom Parkplatz des Bright Angel Trails beginnen wir also pünktlich um 8 Uhr das Abenteuer. Genauso wie eine Horde Mulis. Die Mulis tragen Tag für Tag Massen von faulen Touris den Trail hinab und wieder hinauf. Der Let's go Reiseführer beschreibt die Situation treffend mit "Be prepared to stand parched and exhausted as you yield and wave bitterly to tourists descending by mule train". Später werden wir erfahren, dass sie auch die Ranger Stationen unten im Canyon mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgen - immerhin.

Der Ausblick ist wirklich atemberaubend: Man wandert entlang der Felskante hinab, nach einer kurzen Wegstrecke steht man vor einer riesigen Felswand, vielleicht an die 100 m hoch, aus orangem Sandstein. In einer kleinen Felshöhle nisten Raben. Wir wandern weiter bis zum 1.5 Meilen-Haus. Endlich eine Toilette! Beim Rasten entdecken wir in den Felsbrocken fossile Überreste von Muscheln und Schnecken. Bis jetzt lag die Strecke im Schatten der Felswände, aber als wir in den roten Bereich kommen, also da wo der Felsen rot ist, gibt es nur noch wenig Schatten. Es ist heiß. Das hat den Vorteil, dass die mit dem Felsen schön kontrastierenden grünen Mulihäufchen schneller trocknen. Wir fragen uns wiederholt, ob die stinkenden (riesen) Pfützen ebenfalls von den Mulis stammen und versuchen grob das Blasenvolumen eines Muli abzuschätzen - 20 l?


(Wer mag Touris auf Mulis?)

Wir vermuten schon, dass der Canyon durch die Ausscheidungen von Mulis entstanden ist. Die Broschüre, die man am Eingang des Parks erhält, erklärt aber der Canyon hat sich vor 5 - 6 Millionen Jahren gebildet. Die Gesteinsablagerungen bestehen zum großen Teil aus Sandstein und Kalkstein, wobei die oberste Schicht etwa 260 Millionen Jahre alt ist und die tiefste Schicht 1.8 Milliarden Jahre. Vor 70 Millionen Jahren wurde das Colorado-Plateau durch den Zusammenstoß tektonischer Platten um über 3000 m angehoben, aber ohne dass sich die Schichten verformt hätten. Der Colorado River schnitt sich in dieses Plateau, wobei Regen, Schnee und Eis die Erosion verstärkten. Man kann das Erosionsmaterial bis zum Golf von Kalifornien nachverfolgen. Heute ist der Canyon 446 km lang und 13 - 26 km breit.

Trotz Mulikacke erreichen wir gegen Mittag das 3 Meilen Haus (1 Meile = 1.6 km), das klingt erstmal nach nicht viel, wir sind aber etwa 644 m nach unten gelaufen - was mir Sorgen macht ist, dass wieder hochlaufen müssen. Während wir rasten ziehen sich die Wochen zusammen und die Cummulus Wolken werden immer höher - wir vermuten, dass es bald gewittert und beschließen umzukehren. Kurz nachdem Verlassen des 3 Meilen Hauses, die ersten Blitze, Donner und Regen. Ahhh, schön kühl! Wir freuen uns über den Schatten.

Uiuiui, der Aufstieg ist haarig. Am Anfang denke ich noch "och, super, geht das schnell" aber je näher man dem Rand kommt, desto dünner wird die Luft (der Rand liegt etwas über 2000 m). Schnauf, schnauf, schnauf...mit mehreren Pausen und ganz langsam gehen schaffe ich es dann doch: 2 Stunden runter und 2 3/4 Stunden rauf mit 1 Stunde Pause in der Mitte. Es ist früher Nachmittag und jetzt?

Wir entscheiden uns für einen gutes amerikanisches Essen im Restaurant der Bright Angel Lodge. Bevor wir dort ankommen sehen wir noch einige Condore über dem Canyon Rand kreisen: liegt da unten ein Tourist? Das sind wirklich große Vögel, sie sehen schon häßlich aus, können aber gut fliegen - das sieht dann sehr elegant aus (ganz anders als ein Tourist auf nem Muli)! *Neid*


(Der Condor hat Hunger auf Touris auf Mulis?)

Statt Touri-Aas gibt es für uns einen Angus Burger und ein Roast Beef Sandwich mit French Fries, hmmmm. Die Portion ist wieder zu groß zum Aufessen. Puh.

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